Ausstellung
Tanz · Musik · Vortrag
Gerüstbrücke
Der Dresdner Totentanz ist ein Kunstprojekt in der Dreikönigskirche von Thomas Friedlaender in Zusammenarbeit mit dem Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.
Sonntag, 17. März 2013, ab 13 Uhr, Dreikönigskirche Dresden
13 bis 14 Uhr: Die Gaillarde und ihr Erbe – ein mentalitätsgeschichtliches Porträt eines neuzeitlichen europäischen „Kriegs“-Tanzes
Mareike Greb – Vortrag
14.15 Uhr bis 18 Uhr: Die Tanzkunst der Renaissance
Mareike Greb – Workshop
19 Uhr: Ball mit Renaissancetänzen
Mareike Greb – Moderation und Leitung
Martin Erhardt – Einhandflöte/Trommel und Regal
Thomas Friedlaender – Perkussion
Die Gaillarde, einer der populärsten Tänze der Renaissance ist in ihrer höfischen Form wohlbekannt und erforscht. Doch haben wir durch mehrere Zeugnisse auch Kenntnis von einem überaus bemerkenswerten Ereignis: Don Juan de Austria, der Anführer der heiligen Liga tanzt im Angesicht des Feindes bei der Seeschlacht von Lepanto 1571 auf dem Deck des Flagschiffes. Dieses seltsame Zeugnis eines Kriegstanzes in unserer westlichen Kultur verdient eine eingehendere Untersuchung.
Wie kommt es dazu, dass ein solcher Hoftanz auch von den Soldaten als eines Anführers würdig erachtet wird? Wie kommt ein christlicher Anführer überhaupt dazu sich im Tanz auszudrücken?
Durch Sammeln von Indizien u.a. aus Etymologie, Religionsgeschichte und Quellenkunde wird versucht Spuren sichtbar zu machen, Abdrücke im Wesen des Tanzes, die sogar über den Teufel Herlekin und die Hexenprozesse bis zum germanischen Gott Odin reichen; ein spannungsreiches Porträt eines neuzeitlichen europäischen „Kriegs“-Tanzes.
Der Kurs bietet einen Einblick in die Tanzkunst der Renaissance und richtet sich an interessierte Laien sowie Musiker.
Bereits der Name Totentanz trägt die Kunst in sich, die Toten nehmen die Seelen der Lebenden im Tanz und auch Jesus führt die Erlösten im Reigen ins Paradies (s. 4. Buch Esra).
Doch was wird getanzt? In diesem Kurs erproben wir uns an ausgewählten Choreographien des 15. und 16. Jahrhunderts anhand der Stände, Moden und Länder der Totentanzüberlieferungen. Dabei steht sowohl die Ausführung der Tanzschritte im Mittelpunkt, als auch die geschichtliche Einordnung der Tänze in ihr Umfeld, sowie die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen, die erst ihren Charakter ausmachen. Die Tänze sind Spiegel ihrer Zeit und bieten Projektionsfläche für die Stärken und Schwächen der jeweiligen Tänzer, gerade in ihren unterschiedlichen Formen: vom erzählenden Kreistanz über repräsentative Schreittänze und belebte Sprungtänze, bis hin zu den Balletti des cinquecento.
Mareike Greb ist Tänzerin, Musikerin und Schauspielerin mit Schwerpunkt auf historischer Aufführungspraxis. Bereits mit 16 Jahren begann sie sich nach einer Ballettausbildung am Theater der historischen Tanzkunst zu widmen und lernte neben ihrer Mitgliedschaft im Ensemble Tourdion (Saarland) u.a. bei Lieven Baert, Véronique Daniels, Markus Lehner, Barbara Sparti und Kaj Sylegard. Sie leitet mehrere Ensembles, unterrichtet an verschiedenen Schulen und ist solo und in verschiedenen Besetzungen mit Kursen und Auftritten international unterwegs, u.a. war sie Leiterin der Abteilung Musiktheater an der Musikschule Merzig, ist Dozentin beim Wittenberger Renaissancemusikfestival, Gast beim Mittelsächsischen Kultursommer und dem Lausitzer Musiksommer, sowie zusammen mit Lieven Baert beim Leipziger Improvisationsfestival.
In ihrem Studium der Theaterwissenschaften, Musikwissenschaften und Komparatistik an der Universität Leipzig beschäftigte sie sich außerdem wissenschaftlich intensiv mit den Tänzen und dem Theater des Mittelalters, der Renaissance und des Frühbarocks.
Sowohl die wissenschaftliche Arbeit als auch ihre Rekonstruktionen und langjährige Bühnenerfahrung ermöglichen es Mareike Greb die Facetten des Historischen Tanzes an ein modernes Publikum zu vermitteln. Die Theorie und Bühnenpraxis verbinden sich dabei zu einem lebendigen Bild der Renaissance.
Sie veröffentlichte das Buch „Die Gaillarde und ihr Erbe – ein Palimpsest eines Renaissancetanzes“.
In seinem Musikerleben widmet sich Martin Erhardt gleichermaßen Kunst und Pädagogik, Theorie und Praxis, Improvisation, Komposition und Interpretation in Mittelalter, Renaissance und Barock.
1983 im oberfränkischen Kronach geboren, studierte er an der Musikhochschule Weimar Blockflöte, Cembalo (hist. Tasteninstrumente) und Musiktheorie sowie Frühe Modale Musik am Fontys Conservatorium Tilburg (NL). 2008 verlieh ihm die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar den Franz-Liszt-Preis in Anerkennung seines sozialen und hochschulpolitischen Engagements in Verbindung mit exzellenten künstlerischen Leistungen.
Seit 2006 unterrichtet er Musiktheorie und historische Improvisation an der Weimarer Musikhochschule sowie Blockflöte am Konservatorium in Halle, seit 2009 ergänzt ein Lehrauftrag für historische Improvisation an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig seine pädagogische Tätigkeit. Workshops für historische Improvisation leitete er u.a. an den Musikhochschulen in Frankfurt, Lyon (F), Bergen (N) und Cosenza (I). Bei Projektwochen für spezielle Themen der Vokalpolyphonie unterrichtet er regelmäßig in Halle, Prag und Tilburg.
Als Blockflötist, Cembalist, Portativspieler, Sänger, Organist und Gambist musiziert er in verschiedenen Ensembles wie Wooden Voices (barocke Kammermusik), Nusmido (frühe Vokalpolyphonie), all’improvviso (improvisierte Musik des 13.-18. Jh.), Schola Stralsundensis (geistliche Musik der Renaissance), Cantus Modalis (Vokalpolyphonie) und Fala Musica (Musik des Spätmittelalters). Eng verbunden ist er außerdem mit der Barock-Band The Playfords.
Martin Erhardt tritt gemeinsam mit der Schauspielerin Katrin Schinköth-Haase und mit Tänzern wie Lieven Baert und Mareike Greb auf, insbesondere mit Einhandflöte & Trommel, der populären „Ein-Mann-Kapelle“ des Mittelalters und der Renaissance. Sein Portativ baute Marcus Stahl (Dresden).
2005 initiierte er mit den AlteMusik-JamSessions in Weimar, Leipzig und Dresden eine Szene für improvisierte Alte Musik. Er ist Autor des Lehrbuchs „Improvisation mit Ostinatobässen“ und Leiter des Leipziger Improvisationsfestivals welches sich in Konzerten, Workshops, JamSessions und Vorträgen der Improvisation Alter Musik widmet.
Für freundliche Unterstützung bedanken wir uns herzlich bei: Dresdner Neueste Nachrichten, Mitteldeutsche Barockmusik, KUS-Statik, teilAuto, Antea Bestattungen Dresden, Ev. Luth. Landeskirche Sachsen, Kirchspiel Dresden-Neustadt, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, CityCards/SUBdesign, Kunstdienst der Ev. Luth. Landeskirche Sachsen, Dreikönigskirche – Haus der Kirche. Außerdem gilt unser Dank: Stadtmuseum Dresden, Angelika Busse, Andreas Grosse, Elke Heber, Ulrike Hennig, Holger Metzner, Marius Winzeler, Henry Schuhmacher.