Dresdner Totentanz 2012

Ausstellung · Tanz · Musik · Lyrik

Der Dresdner Totentanz ist ein Kunstprojekt von Thomas Friedlaender in Zusammenarbeit mit dem Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.

Sonntag, 18. März 2012, 20 Uhr, Dreikönigskirche Dresden

Hugo Distler: Totentanz
Leonard Lechner: Deutsche Sprüche vom Leben und Tod

Geistliche Chormusik, Tanz und Lesung – mit:

dresdner motettenchor – Leitung: Matthias Jung
Katja Erfurth – Tanz
Thomas Stecher – Lesung

Innerhalb der langen Tradition von Darstellungen des Totentanzes in der Kunst erfüllten bereits die ersten erhaltenen Totentanz-Darstellungen in Form von Gedichten, Fresken und Gemälden einen hohen künstlerischen Anspruch.

Im berühmten Bilderfries „Lübecker Totentanz“ von 1463 (1942 zerstört) in der Marienkirche erfuhr Hugo Distler (1908 – 1942) eine wichtige Anregungen zu seiner Komposition „Totentanz“. Besonders hat ihn die Komposition Leonhard Lechners (1553 – 1606) „Deutsche Sprüche von Leben und Tod“ – die Distler im November 1932 mitsang und die in unserem Konzert seiner Komposition vorangestellt werden – zu seinem Totentanz inspiriert.

Dass Hugo Distler diese Anregungen aufgriff, hängt wohl auch mit der aus seiner grundsätzlichen Lebensangst resultierenden Bevorzugung von Themen wie Tod, Vergänglichkeit, Jüngstem Gericht und Jenseits zusammen. Der zu Grunde liegende Text der Komposition von Hugo Distler entstammt einer Bearbeitung des mittelalterlichen Textes des Lübecker Totentanzes von 1463, ergänzt um Spruchverse aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ von Angelus Silesius. Außerdem arbeitete er zwischen 1934 und 1941 an dem Projekt einer „Geistlichen Chormusik“, op. 12. Der hohe Anspruch wird schon im Titel deutlich, denn er bezieht sich auf die bedeutendste Motettensammlung vor Bach, nämlich die „Geistliche Chormusik 1648“ von Heinrich Schütz. Darunter befindet sich als Nr. 2 der für den letzten Tag des Kirchenjahres bestimmte „Totentanz“.

Friedrich Blume hat in seiner „Geschichte der evangelischen Kirchenmusik“ (Kassel, 2. Auflage, 1965, S. 302) zu dem Vergleich zwischen Distlers „Totentanz“ und dem Vorbild von Lechner geschrieben: „Das Ergebnis dieser Identifizierung mit dem verehrten historischen Vorbild verdient schon deshalb höchste Bewunderung, weil es trotz dieser bis zur Selbstaufgabe führenden Bindung die stilistische Eigennote des nachahmenden Komponisten ungebrochen hervortreten lässt.“

Die Visualisierung durch Tanz entspricht Distlers Vorstellungen, der sich „mannigfaltige Aufführungsmöglichkeiten“ wünscht, wie er es in seinem Vorwort beschreibt.

Katja Erfurth folgt in ihrem Tanz dem Prinzip des Reigens – sie verkörperlicht auf assoziative Weise die einzelnen Personen, wie Der Kaiser, Der Landsknecht, Die Jungfrau, … die jeweils, ungeachtet ihres Standes, dem Geheiß Des Todes folgen. In ihren Gesten und körperlichen Formen verbindet sie symbolische Elemente wie das Kreuz, die Spirale, das Uhrenglas, ... den Tod als Sensenmann, als Todesvogel, als Schlächter ... mit der für die jeweilige angesprochene Figur typischen Körpersprache, wie dem Stolz des Edelmanns, das sich Plagende des Bauers, das Unschuldige des Kindes. Sie entführt durch diese Bilderwelt und gibt dem Unausgesprochenen der Dialogtexte Raum.

Thomas Stecher wird Sprüche von Angelus Silesius (1624 – 1677) aus dem Cherubinischen Wandersmann und Dialogtexte von Johannes Klöcking nach dem Lübecker Totentanz (ca. 1463) lesen.

dresdner motettenchor

Der dresdner motettenchor ist für gut 30 Sängerinnen und Sänger künstlerische Herausforderung neben Schule, Studium und Beruf. Seltener erklingenden Werken widmet er sich mit Vorliebe, ohne den Blick nur auf spezielle Epochen zu richten. Wesentlich für die Auswahl aus dem reichen Fundus von Renaissance bis Gegenwart ist die Aufführbarkeit durch einen Kammerchor, a cappella oder mit Instrumentalbegleitung.

Das junge, dem Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e.V. angehörende Ensemble wurde 1996 ins Leben gerufen. 1998 übernahm Matthias Jung die Leitung.

Dank seiner inspirierenden Programme hat sich der dresdner motettenchor im Konzertleben in und außerhalb Dresdens etabliert. Er gewann Preise nationaler und internationaler Wettbewerbe, so 2001 einen Ersten Preis beim 3. Sächsischen Chorwettbewerb in Torgau und nahm daraufhin erfolgreich am Deutschen Chorwettbewerb 2002 in Osnabrück teil. Im März 2005 erhielt der dresdner motettenchor ein Goldenes Diplom beim Musica-mundi-Wettbewerb in Budapest sowie im Juni 2005 einen Ersten Preis beim 4. Sächsischen Chorwettbewerb in Hoyerswerda.

Der dresdner motettenchor gastierte bereits bei den Dresdner Musikfestspielen, den Internationalen Heinrich-Schütz-Tagen und im Mai 2005 beim Bachfest in Leipzig. Musik wie Johann Valentin Meders selten aufgeführte barocke „Matthäus-Passion“ wird ebenso wie jene baltischer und skandinavischer sowie tschechischer und deutscher Gegenwartskomponisten vom Publikum als Bereicherung wahrgenommen. Kooperationen mit dem Sächsischen Vocalensemble, der Neuen Elbland Philharmonie und den Virtuosi Saxoniae unter Ludwig Güttler erlauben, in weitere Bereiche der Chorliteratur vorzudringen.

2003 sind Günter Raphaels „Advents- und Weihnachtsliedsätze“ mit dem dresdner motettenchor unter Matthias Jung auf CD erschienen; es ist die Ersteinspielung des kompletten Zyklus.

Matthias Jung

Matthias Jung, 1964 in Magdeburg geboren, begann seine musikalische Ausbildung an der Spezialschule für Musik und im Rundfunkjugendchor in Wernigerode. Es folgten Studien im Fach Chor- und Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Dort gründete er das erfolgreiche Vocal Consort Weimar. Er wurde an zwei renommierte deutsche Knabenchöre verpflichtet: zunächst an den Tölzer Knabenchor, danach an den Dresdner Kreuzchor. 1994 bis 1996 wirkte er als amtierender Kreuzkantor, produzierte im Rahmen eines Exklusivvertrages mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft.

Zahlreiche Werke der mitteldeutschen Musiklandschaft, insbesondere der Dresdner Hofkirchenmusik sowie Kompositionen aus den Beständen der Fürsten- und Landesschule St. Augustin Grimma, wurden durch ihn erschlossen und wiederaufgeführt. Mit gleichem Engagement setzt sich Matthias Jung für die Aufführung zeitgenössischer Vokalmusik ein – eigens für die von ihm geleiteten Chöre komponierte Werke sind beredter Ausdruck vielseitigen künstlerischen Anspruchs.

Renommierte Ensembles verpflichteten ihn, so die Rundfunkchöre in Berlin, Hamburg (NDR) und Köln (WDR). Er gastierte erfolgreich in Europa, den USA und Japan. Neben dem dresdner motettenchor ist er ständiger Dirigent des Knabenchores Dresden und des Sächsischen Vocalensembles.

Matthias Jung erhielt den Förderpreis für Kunst und Kultur der Landeshauptstadt Dresden.

Katja Erfurth

Katja Erfurth erhielt an der Palucca Schule Dresden eine neunjährige Tanzausbildung.

1990 folgte ein Engagement im Ballettensemble der Sächsischen Staatsoper Dresden, welches sie 1997 beendete, um freiberuflich tätig zu sein. Seit 1995 arbeitet sie zunehmend choreographisch in verschiedenen Gemeinschaftsproduktionen, u.a. mit Annegret Thiemann und Thomas Hartmann (Choreographie und Tanz), sowie Tom Quaas und Thomas Stecher (Schauspiel). An der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden besteht seit 2006 ein Lehrauftrag im Fachgebiet Bewegung/Tanz/Improvisation.

Sie wirkte in zahlreichen Kammertanz- und Improvisationsabenden mit und tanzte u.a. in Choreographien von Stephan Thoß, Arila Siegert und Reiner Feistel. Weiterhin entstanden mehrere Soloabende, u.a. „einSAME“ und „achtSAME“ mit Florian Mayer (Violine) und „S.IEBEN“ mit Tom Götze (Kontrabass). Zum TANZherbst 2005 erhielt sie den Publikumspreis für ihr Solo „ver_wege(n)“.

Zuletzt entstanden die Inszenierungen „mascara – Maskerade der Sieben Todsünden“, ein Körpertheater mit Masken und Objekten in Zusammenarbeit mit Sabine Köhler und Carola Tautz und der Soloabend „Die Tänze der E.“, für den namhafte Choreographen der Ausdruckstanztradition Soli für die Tänzerin kreierten.

Außerdem choreographierte sie für zahlreiche Musik- und Sprechtheaterinszenierungen, vor allem am Theater der Jungen Generation unter der Regie von Volker Metzler, u.a. „Faust – Episode II“ von Karsten Gundermann in Koproduktion mit der Neuen Elblandphilharmonie und dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau.

Seit 2002 hat sie die künstlerische Leitung der Batzdorfer Pfingstspiele inne. Außerdem ist sie im Fachbeirat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und im Kultur- und Fachbeirat der Landeshauptstadt Dresden tätig.

Thomas Stecher

Thomas Stecher ist Schauspieler und Regisseur.

1961 in Berlin geboren studierte er 1981–1985 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ seiner Heimatstadt Berlin. Stecher hatte von 1985–1995 ein Engagement am Staatsschauspiel Dresden und 1995–1999 am Berliner Ensemble; seit 1999 ist er freiberuflich tätig.

Zuletzt war er in Aufführungen bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall, im Societaetstheater Dresden, auf dem Theaterkahn Dresden, in der Komödie Dresden, bei Lesungen und literarischen Programmen zu erleben.

Zusammen mit der Tänzerin Katja Erfurth kreierte er verschiedene Aufführungen, u.a. „Der zweite Biß“, „Seide“ und „Die Sanfte“. Thomas Stecher hat vielfach bei Rundfunk-, Synchron-, Film- und Fernsehproduktionen mitgearbeitet. Seit 1997 ist Thomas Stecher zudem mit eigenen Regiearbeiten hervorgetreten.

Tickets

Zu dieser Veranstaltung gibt es Tickets im Vorverkauf zum Preis von 16,–/12,– Euro und an der Abendkasse für 17,–/13,– Euro.

Der Dresdner Totentanz 2012 wird unterstützt vom Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens sowie von: Antea Bestattungen · BuchHaus Loschwitz · Dreikönigskirche - Haus der Kirche · DresdenTicket.de · Dresdner Neueste Nachrichten · Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden · Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens · Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel Dresden-Neustadt · Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden · Kröning, Ulbrich & Schröter · LKG Sachsen - Bank für Kirche und Diakonie · Mitteldeutsche Barockmusik · Musikhaus Opus 61 · SUBdesign Werbeagentur · teilAuto Dresden · triole Bläseratelier